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LRTimelapse & Variabler ND - Holy Grail oder wie?

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#1 twhizzle
Hallo zusammen,

ich habe vor ein paar Tagen einen Timelapse abends gemacht. An dieser Stelle übrigens großes Lob an Gunther - ich arbeite seit einiger Zeit mit dem ProTimer 3 und es ist einfach ein Genuss. Man merkt richtig, wieviel Hirn und Herz in diesem Gerät drin steckt!

Zurück zum Timelapse. Mein Setup und meine Vorgehensweise waren vielleicht nicht gut überlegt, aber dennoch wie folgt:

Canon R5 mit einem Tamron 35 mm f/1.4 mittels EF-RF Adapter und einem variablen ND als Drop-In Filter (also keine Probleme mit X-Pattern etc. wie bei Aufschraubfiltern), weil ich unbedingt eine gleichbleibende, lange Belichtungszeit haben wollte.

Ich habe im manuellen Modus der Kamera gearbeitet. Intervall war 10 Sekunden, Belichtungszeit 5 Sekunden (180 degree shutter rule) und die heranbrechende Dunkelheit habe ich mit schrittweisem Verstellen des VND ausgeglichen bis dieser auf ganz hell war. Danach schrittweise die Blende von f/8 bis auf f/4 aufgeblendet, das hat gereicht und dann war die Aufnahme auch schon fertig.

Meine Frage ist nun, wie gehe ich hier am besten vor, dass ich eine schöne Transition hinbekomme? Soweit ich verstehe, ist Holy Grail ja dafür da, die Helligkeitsstufen auf Grund der Änderung der Belichtungsparameter auszugleichen. Das funktioniert vielleicht im letzten Teil meines Timelapses, wo ich die Blende stufenweise geöffnet habe. Aber davor habe ich ja die Belichtung per VND immer wieder mal angepasst - das scheint allerdings natürlich nicht in den Metadaten der RAWs auf.

Hat jemand sowas schon mal gemacht und hat Ideen/Tipps, wie ich am besten vorgehen könnte?

Liebe Grüße
Thomas
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#2 Gunther
Leider bekommst Du ja, wenn Du mit einem VND arbeitest keinerlei infos in die Exif-Daten der Bilder, wie das was verstellt wurde.
Daher kann der HG Wizard hier auch nicht anpassen. Das einzige wäre eine Optische Korrektur über das Visuelle Deflicker in Kombination mit einer manuellen Kompensation der Helligkeit über Keyframes.
Das ist der Hauptgrund, warum die Verwendung von VND für Holy Grail Aufnahmen eigentlich nicht empfohlen ist.
Weiterhin verstehe ich nicht, warum ein "Drop-In-Filter" bzgl. der genannten Optischen Einschränkungen vorteile gegenüber einem Aufsatzfilter haben soll? Die Physik ist doch die gleiche?

Also: vielleicht kannst Du die Aufnahme mit etwas aufwand mithilfe von Keyframes und Deflicker Bearbeiten. Grundsätzlich würde ich aber für's nächste mal den Bewährten Ansatz über Belichtungs und ISO-Ramping empfehlen, siehe auch mein Tutorial dazu: https://gwegner.de/know-how/zeitraffer-holy-grail/
Das hat sich über die Jahre bewährt und hat viele Vorteile gegenüber alternativen Ansätzen, wie VND, die wir natürlich alle getestet und evaluiert haben.
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#3 twhizzle
Hallo Gunther,

danke für deine schnelle Antwort!

Okay, dann werd ich mich damit wohl ein bisschen spielen müssen. Das Material bzw. die Szene war nämlich wunderschön und es wäre schade, wenn das nichts wird.

Aber dass das Belichtungsramping der bewährte Ansatz ist, "stört" mich persönlich halt ein bisschen, weil es eben bei mehr Umgebungslicht kürzere Belichtungszeiten bedeutet, und dann hast du so unschöne Effekte wie "flickernde" Vögel etc. - es sieht halt einfach nicht sehr smooth aus. Aber ja, sollte ich meinen Timelapse mit dem VND nicht "retten" können, werde ich es wohl das nächste Mal auch wieder "bewährt" machen (müssen).

Der Unterschied zwischen einem VND als Schraubfilter vorne am Objektiv und einem Drop-In Filter hinter dem Objektiv ist genau diese Tatsache. Nämlich, dass der Drop-In Filter hinter dem Objektiv sitzt. Damit ist der Strahlengang über die gesamte Bild-/Filterfläche parallel zueinander bzw. 90° zum Filter. Vor dem Objektiv hingegen sind die Lichtstrahlen nicht parallel, je weitwinkeliger das Objektiv, umso schlimmer. Diese Tatsache ist auch die Ursache für einige Filterphänomene/-probleme bei Schraubfiltern, und da eben eher im Weitwinkelbereich. Z.B. ungleichmäßige Wirkung eines Polfilters bei sehr weitwinkligen Objektiven, Vignettierung von ND-Filtern (auch nicht-variablen) - einfach weil im Randbereich das Licht einen längeren Weg durch den Graufilter gehen muss und dadurch mehr abgedunkelt wird.

Bei einem Objektiv mit sehr langer Brennweite ist hingegen kaum noch ein Unterschied zu merken, weil da der Strahlengang auch schon vorm Objektiv fast parallel ist. Ich hoffe, ich konnte es halbwegs verständlich erklären - meine Praxis bestätigt es jedenfalls und das ist ein Grund, warum ich (obwohl ich RF Objektive besitze) zum Filmen lieber EF-Objektive verwende. Da kann ich den VND viel weitreichender ohne negative Nebeneffekte benutzen.

Vielen Dank!
Thomas
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#4 Gunther
Ok, das ist ein interessanter Punkt. Ich würde aber denken, dass das die Vignette beeinflusst, aber die kreuzweisen Abschattungen, die bei zu starker VND Einstellung auftreten können doch eigentlich nicht, oder? Wobei ich mir da jetzt auch nicht sicher bin. Hast Du es mal bei maximaler Abschattung probiert? (wobei die meisten VNDs ja heute Begrenzer haben, die gar keine Maximalstellug (beide Polfilter um 90° gegeneinander verdreht) zulassen.
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#5 Ulli
Wenn du sauber mit dem ND "abgeblendet" hast, kannst du doch manuell die HG-Keyframes setzen? Andererseits hat dei R5 doch sicher ein wenig Dynamikumfang und du kannst einfach im normalen Modus die gewünschten Keyframes für's Ramping bearbeiten und dann einfach Deflicker 50x laufen lassen und alles glattbügeln?
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#6 Gunther
Die HG Keyframes kann er zwar setzen, aber der HG Wizard wird keine Korrekturen berechnen, weil dort keine Änderung an den Exif-Daten (Belichtungszeit/Blende/ISO) stattfindet. Der Ansatz wäre daher eher wie Du danach vorschägst, und wie wir es in Zeiten von LRTimelapse 2 (?) gemacht haben: einfach normaler Keyframes links und rechts von der Anpassung setzen und dann in Lightroom über die Belichtung angleichen.
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#7 Ulli
ah verflixt, klar. ISO in den Exif manipulieren wäre sicher zu aufwändig und zudem weiß man nicht genau um welchen wert. Oh ja - das manuelle anpassen der Keyframes, ich erinnere mich dunkel ;-)
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#8 twhizzle
Oh, sorry für die späte Antwort, irgendwie ist da keine Benachrichtigung gekommen. Das wird jetzt etwas länger, aber vielleicht ganz interessant für den ein oder anderen:

Bezüglich VND ist es tatsächlich so, dass die Ursache für das X-Pattern im nicht-parallelen Strahlengang durch beide Filterebenen zu liegen scheint. Selbst in der Maximalstellung des Drop-In Filters gibt es absolut kein X-Pattern. Hierzu ist noch zu sagen, dass der Canon Drop-In Filter eine sehr große Spanne an Abdunkelung hat. Zwischen min und max liegt eine etwa 800-fache Abdunkelung, das ist schon enorm.

Was allerdings auch beim Drop-In-Filter als Nebenwirkung dabei ist, ist eine Farbverschiebung je nach Abdunkelung (allerdings ist es nur bei ganz starken Einstellungen wirklich merkbar - beim Filmen ist mir das daher nie aufgefallen).

Ich konnte meinen Timelapse jedenfalls "retten".

Meine Vorgehensweise war folgende.

Wie Gunther schon erklärt hat, bringt der Holy Grail Ansatz hier natürlich nichts, weil die verschiedenen Stellungen des VND nicht in den Metadaten abgebildet sind und der HG somit hier nicht greifen kann.
Mein erster Ansatz war also einfach, dass ich erst Mal ein paar Keyframes gesetzt hab, und diese in Lightroom ganz normal bearbeitet habe, um die Bildgestaltung im Laufe des Timelapses (es war ja vom Tag in die Nacht rein) nach meinem Geschmack bzw. nach den Umgebungsbedingungen anzupassen.

Danach zurück in LRTimelapse hatte ich eben diese Helligkeitssprünge durch die Änderung der VND-Intensität. Mit ein paar Multipass-Deflickers war das aber gut in den Griff zu kriegen.

Dennoch sah das fertige Video dann komisch aus und es waren so komische "Sprünge" drin. Bis ich dann nach eingehender Analyse draufgekommen bin, dass das keine Helligkeitssprünge, sondern Farbtemperatursprünge sind.

Nach kurzer Überlegung hab ich mich dann für folgende Vorgehensweise entschieden und nochmal von vorne begonnen:

Ich habe die Keyframes manuell gesetzt, und zwar immer auf die zwei Frames, zwischen denen eine VND-Änderung vorgenommen wurde. Die waren relativ leicht durch die Helligkeitssprünge zu identifizieren. Da ich den VND im Verlauf der fast zweieinhalb Stunden doch immer wieder nachgestellt hab, ergaben sich daraus 36 Keyframes auf eine Sequenz von ca. 840 Fotos.

Ich habe die zwei Frames, die bei VND-Änderung aufeinander folgen, dann in Lightroom immer so bearbeitet, dass die Änderung der Farbtemperatur und Helligkeit ausgeglichen wurde (das war eine ziemliche Spielerei), und zwischen zwei Frame-paaren hab ich halt einfach Änderungen in der RAW-Bearbeitung nach Geschmack gemacht, wie man das halt sonst so bei Timelapses macht.

Danach alles wie gehabt zurück in LRTimelapse. Da waren dann in der gesamten Sequenz ein paar starke Helligkeitssprünge, die ich mir nicht erklären konnte. Allerdings konnte ich die mit mehrmaligem Drüberbügeln mit dem Visuellen Deflicker glattbügeln und somit hat dann alles gut funktioniert. Allerdings waren das jetzt doch ca 5-6 h Arbeit statt geschätzt 30 bis 60 Minuten.

Ob ich es nochmal so machen würde, weiß ich nicht. Ich finde, das Ergebnis ist von der "Smoothheit" her wesentlich schöner als Timelapses mit kürzeren Belichtungszeiten und das sieht man deutlich. Der Arbeitsaufwand ist aber halt ein größerer. Vielleicht mache ich es abhängig vom Projekt. Aber jedenfalls steht für mich fest, dass Timelapse bei Sonnenauf- oder -untergang mit VND und fester Belichtungszeit sehr wohl machbar ist, wenn man den Mehraufwand nicht scheut.

Ich bin wirklich glücklich, dass ich das hinbekommen hab und ich denke, das ist für mich als Anfänger mein schönster Timelapse bis jetzt, natürlich hauptsächlich der schönen Szenerie geschuldet: https://www.youtube.com/watch?v=gL85cXNkW7A

Danke für den Input!

LG Thomas
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#9 Gunther
Jo, das Ergebnis ist super geworden und ich finde, die Arbeit hat sich gelohnt und Du hast noch etwas dabei gelernt.
Das ist tatsächlich wie das "alte" Vorgehen aus LRT2, wo es den HG Wizard noch nicht gab - klar, etwas mehr arbeit, aber funktioniert auch und Du hast etwas dabei gelernt. Nächstes Mal geht es vielleicht auch etwas schneller. Das war damals ja sozusagen die ursprüngliche Idee, den "Heiligen Gral" zu knacken.

Was ich übrigens in solchen Situationen mache, gerade, wenn Wasser im Vordergrund ist, ist mit einem 64x fixen ND zu arbeiten. Immer dann wenn Du Kunstlicht im Bild hast oder wie in Deinem Beispiel ohnehin nicht bis zu den Sternen/der Milchstaße aufnimmst, kannst Du mit dem 64er durchziehen. Dann kannst Du ganz normal qDDB zum rampen verwenden. Am Ende ist die ISO dann bei 3200, aber das macht bei den heutigen Kameras i.d.R. nichts. Dafür hast Du am Anfang dann längere Belichtungszeiten und alles wird smoother.
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#10 twhizzle
Learning by doing Wink

Ich hab qDDB nicht. Aber unabhängig davon, meinst du, du lässt dann die Belichtungszeit auch immer gleich und rampst nur die ISO (und evtl. die Blende)?

...also check out: