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Full Version: Ausgangs-Shutter beim Sunset-Ramping
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Hallo zusammen!
Ich habe schon den ein oder anderen Zeitraffer erfolgreich abgelichtet. Beim Sonnenuntergang habe ich jedoch noch eine Verständnisfrage:

generell versuche ich mit ND-Filtern auf vernünftige Belichtungszeiten zu kommen. Wenn ich beim Sunset jetzt aber schon mit mind. 2 Sek starte und mein Intervall nicht all zu lang sein soll, dann bleibt mir hier nicht mehr viel Puffer, um die Shutterspeed zu verlängern.
Wie geht ihr hier vor? Lieber anfangs auf die lange Belichtungszeit verzichten und evtl. sogar ohne ND mit entsprechend kurzem Shutter starten?? Dann fehlt halt die Bewegungsunschärfe... Oder gibt es noch ein geschickteres Vorgehen?
Im aktuellen Buch von Gunter, das ich natürlich schon brav gelesen habe, konnte ich dazu leider nichts Sunset-spezifisches finden. Es gibt nur eine Abbildung zum Thema qDD, wo ein Shutter von 1/1600 zu sehen ist (Seite 165ff). Ob damit wirklich der Sonnenuntergang gestartet wird, weiß ich nicht...

Danke schon mal für eure Hilfe!
Hast Du mein neues Buch? Dort bin ich ausführlich auf das Thema eingegangen! (Zeitraffer Fotografie - s. 143)
https://gwegner.de/buch/zeitraffer-fotografie-2020/
Kurz gesagt, du solltest nur dann einen Graufilter nehmen, wenn du weißt, dass er die ganze Zeit dran bleiben kann. Ansonsten muss man einfach bei solchen Übergängen dann damit leben, dass in Teilen die Belichtungszeiten etwas kürzer sind, da der Filter während der Aufnahme nicht abgenommen oder angesetzt werden kann.
Hallo Gunter!
Danke für deine schnelle Antwort. Ja - das neue Buch habe ich :-)
Mir ging es in erster Linie um die Problematik, dass ich ohne ND-Filter eben mit einer recht kurzen Belichtungszeit anfangen muss und das ja eigentlich nicht so optimale Ergebnisse bringt (MotionBlur). Im Buch habe ich alles über das eigentliche Handling gefunden. Vielen Dank! Nur zum Anfangs-Shutter fehlte mir ein Hinweis. Denn an sich wird ja der Filter für lange Belichtungen empfohlen, was ich auch so umsetze. Nur dann bleibt eben wenig Spielraum, wenn man das Intervall nicht all zu lange haben mag. Der Sonnenuntergang wirkt ja sonst nicht mehr bei >=10 Sekunden...
Aber es ist wohl so, dass auch du als Profi in solchen Fällen auf die lange Belichtungszeit verzichtest. Diesen klaren Hinweis habe ich so im Buch "vermisst".
Werde das jetzt mal testen und dann sehe ich ja wie es wirkt und was die Software mit MotionBlur ggf. trotzdem noch tunen kann :-) Danke!!
Hi,
ich kenne das Problem nur zu gut. Gerade im Sommer mit den ganzen fliegenden Viechern eine Gratwanderung. Ich nutze Nikon Kameras aus der D8xx Reihe. Diese sind recht "Hubraumstark" in den Tiefen. Mit einem 64x Filter und ISO Werten bis 2000 erhalte ich einen brauchbaren Kompromiss. Was jedoch nicht möglich ist, ist es bis zum Sternenhimmel zu kommen.
Die optimale Lösung dazu gibt es leider (noch) nicht. Ich starte in so einer Situation meist ohne Filter (mit den entsprechenden Nachteilen am Anfang der Sequenz).

Was helfen kann ist evtl. noch ein zusätzliches Blendenramping. D.h. am Anfang z.B. mit Blende 16 (und dementsprechend längeren Belichtungszeiten) starten und dann nach dem Sonnenuntergang aufblenden. Nachteil ist dann die sich änderdende Schärfentiefe und Vignittierung über den Verlauf der Sequenz (sowie die höhere Staubeempfindlichkeit bei geschlossener Blende). Dann aber unbedingt drauf achten, dass die Blende nicht verändert wird, solange die Sonne noch im Bild ist (wirkt sich sonst sehr unschön auf den Strahlenkranz um die Sonne aus).

Eine andere Möglichkeit wäre: einen variablen ND-Filter mit einem Zahnriemen außen versehen und dann mit einem Lens-Motor ansteuern. Habe ich selbst noch nicht versucht, werde ich aber irgendwann mal ausprobieren. Nachteil der (polfilterbasierten) variablen ND-Filter allgemein ist, dass sie über die Verdrehung nicht nur die Helligkeit beeinflussen sondern auch Farben, Reflektion etc.
Außerdem wird das nicht mit Ultraweitwinkelobjektiven funktionieren, da Zahnriemen und oder Motor dann vermutlich ins Bild ragen würden. Ich habe aber schon Berichte gelesen, wo dieses Konzept erfolgreich eingesetzt wurde.

Aus dem Video-/Filmbereich gibt es noch variable ND Filter auf Flüssigkristallbasis. Die Helligkeit wird dabei elektronisch beeinflusst. Es gibt auch Adapter für den Fotobereich (z.B. von Canon auf Sony) mit solchen integrierten elektronischen variablen ND Filtern. Könnte vielleicht die obigen Probleme alle lösen. Ich habe damit aber noch keine persönlichen Erfahrungen sammeln können.
Variable ND Filter sind keine gute Idee für Zeitraffer, weil bei der Stärke, auf die man sie einstellen müsste, unschöne Flecken entstehen. Wenn Du die dann noch motorisierst, wandern die Flecken. Sieht sch*** aus... ;-)

Auf all diese Aspekte bin ich im Buch eingegangen: wenn in Urbaner Umgebung arbeitet, kann man durchgehend mit 8x oder 64x Filter je nach Leistung des Sensors arbeiten. Wenn nicht, kann Blendenramping bei Helligkeit helfen.

Und noch ein Aspekt: sehr selten, möchte man wirklich komplett vom Hellen Tag bis zu den Sternen in einer Sequenz gehen. Diese würde i.d.R. entweder zu schnell oder zu lange. In der Praxis arbeitet man daher ohnehin mit Teilsequenzen, die man dann entweder mit oder ohne filter aufnimmt.
Die Flecken enstehen eigentlich nur, wenn man den Filter überdreht und/oder bei extremen Weitwinkelobjektiven (oder minderwertigen Filtern). Ich werde das bei Gelegenheit einfach mal ausprobieren. Ich habe diverse variable ND Filter rumliegen zum Testen.
Hallo zusammen,

Ich habe neulich einen VND Filter eingesetzt und ich habe eigentlich keine sichtbaren Probleme feststellen können (Schatten/Flecken oder ähnliches)

Ich habe eine Nikon Z6 mit dem Nikon Z 14-30/f4 genutzt und einen 82mm VND Schraubfilter von Hoya (1,5 - 9 stops) - ich habe ihn von Hand während der Aufnahme verdreht und die Belichtung mit qDslrDashboard automatisch regeln lassen.

Ging ganz wunderbar!

Ich muss ausserdem sagen dass einem inzwischen z.B. die Nikon Z6 schon deutlich mehr Spielraum gibt mit hohen ISO-Werten - die Z6 ist ja praktisch rauschfrei bis ISO 6400 wenn man nicht all zu viel pusht im post-processing - vorher habe/hatte ich eine Nikon D810, da wurde es ab ISO 1600/2000 schon recht kritisch und im post-proccesing ging dann eigentlich auch gar nix mehr.

Mit der Nikon Z6 und aufgesetztem ND Filter (z.B. ND64 nicht variabel) habe ich zum Teil schon ziemlich weit in die Dunkelheit rein fotografieren können und die ISO einfach hoch geschraubt, was mit einer Nikon D810 unvorstellbar gewesen wäre.

Insofern löst sich das Problem ja evtl. in der Zukunft sowieso noch weiter in Wohlgefallen auf mit der deutlichen Leistungssteigerung bei den neuen Kameras.

Vom Seh-Erlebnis her finde ich es sowieso besser wenn man mit vielen eher kurzen clips arbeitet, der angenehme Nebeneffekt davon ist, dass man deutlich flexibler wird beim Fotografieren: ND-Filter drauf/nicht drauf oder z.B. Batterien wechseln weil externe Stromversorgung nicht so einfach möglich ist (Nikon sucks here!) - wenn man sich eh damit abfindet und eher kurze clips herstellt dann macht es plötzlich wieder deutlich mehr spass und die ganzen Technik-Probleme werden ein wenig zweitrangig! Und dann einfach noch die alte Kamera (wenn man eine hat) auf einem zweiten Stativ laufen lassen und hinterher alles schön zusammenschneiden.

hier der link zu meinem Video falls es jemanden interessiert:
https://www.youtube.com/watch?v=rxH6b2iVJVc

die Sequenz mit VND-Filter ist bei minute 1:31- 1:35
original ist die Sequent deutlich länger, ich arbeite recht gern mit tempo-ramping um etwas Dynamik im Endresultat zu erzeugen

Gruss
Philipp
Quote: Ich habe neulich einen VND Filter eingesetzt und ich habe eigentlich keine sichtbaren Probleme feststellen können (Schatten/Flecken oder ähnliches)

Meine Erfahrungen, selbst bei guten ND Filtern sind da andere
https://forum.lrtimelapse.com/Thread-ver...2#pid31002

Quote: die Sequenz mit VND-Filter ist bei minute 1:31- 1:35

Die Sequenz ist nun sehr kurz und ich habe keine direkten Vergleich aber auch hier sehe ich im Bereich der Sonne Verchmierungen und Flares.
Quote: original ist die Sequent deutlich länger, ich arbeite recht gern mit tempo-ramping um etwas Dynamik im Endresultat zu erzeugen
Ich finde es wirkt sehr unruhig, besonders die Richtungsänderung. Ich persönlich kann mir das nie lange ansehen.
Ich glaube Du vermischt da zwei Dinge Jörg. VND kann bei falscher Benutzung und/oder schlechter Qualität zu lokalen Abdunklungen mitten im Bild führen (und evtl. zusätzliche winkelabhängige Farbveränderungen etc.). Du hast einen normalen ND Filter und diese haben dieses Problem grundsätzlich nicht. Bei Gegenlicht können zusätzliche Glasflächen immer mal zu Störartefakten (Geister, Flare, Kontrasminderung etc.) führen. Da verhält sich dann aber ein ND Filter nicht anders als jeder andere Filter (und besser als ein Polfilter, da dieser zusätzliche Glasflächen hat). Je besser die Vergütung des Filters, desto weniger Probleme. Grundsätzlich auf einen (normalen) ND-Filter bei TL verzichten würde ich aber auf keinen Fall empfehlen. Die "besseren" Belichtungszeiten sind in der Regel wichtiger als das gelegentliche zusätzliche Flare. Ein VND Filter sollte man nur in besonderen Situationen einsetzten, wenn man die Grenzen kennt und berücksichtigt.

Das Thema Speedramping beim Schnitt ist sicher Geschmackssache. Mir ist es in dem Video auch etwas zu unruhig.